Übersicht [1]

Häufig begegnet man folgender Auffassung: Didaktik beschäftige sich mit der Inhaltsfrage (was? – ggf. auch warum? bzw. wozu?), Methodik hingegen mit der Vermittlungsfrage (wie?). Werner Jank und Hilbert Meyer nennen das die „Vulgärdefiniton“ dieser Begriffe. Diese Be­griffs­bestimmung ist nämlich viel zu eng, wie schon einige grie­chische Ursprünge des Wortes zeigen: [2]

  • didáskein: lehren, unterrichten; lernen, belehrt werden, unterrichtet werden; aus sich selbst lernen, ersinnen, sich aneignen;
  • didaxis: Lehre, Unterricht, Unterweisung;
  • didaktiké téchne: Lehrkunst.

Friedrich W. Kron schreibt vertiefend: [3]

Immer wieder ist der Versuch zu beobachten, Didaktik als Wissenschaft über die Herkunft, die Geschichte und die Grundbedeutung des Wortes zu bestimmen. Von einem modernen Wissenschaftsverständnis her gesehen, erbringen Versuche dieser Art keine rational und empirisch überprüfbaren Bestimmungen, z. B. von Aufgaben, Zielen und Funktionen von Didaktik auf den verschiedensten gesellschaftlichen Ebenen und ihren unterschiedlichsten geschichtlich-gesellschaftlichen Erscheinungsformen. Dennoch soll in angemessener Kürze auf die Wort- und Begriffsbedeutung von Didaktik eingegangen werden, da die Befassung mit der Etymologie und Begriffsbedeutung von Didaktik zu interessanten Einsichten führt.
Die Etymologie legt die Wurzeln des Wortes Didaktik in die griechische Antike, ca. 600–200 v. Chr. (Griechisches etymologisches Wörterbuch 1960, 387).
[...] In den griechischen Wörtern sind eine Reihe von Grundbedeutungen zu erkennen, die sich z. T. bis heute erhalten haben:

Kron belegt dies dann über Jank & Meyer (s. o.) hinausgehend mit Bezug auf die griechischen Termini didactos, didaskaleion, didaskalia, didaskalikos, didaskalion, didaskalos, didasko und didachae anhand der folgenden heutigen pädagogischen Termini: [4]

  1. Die Tätigkeit zu lehren bzw. zu unterrichten und zu unterweisen,
  2. die Personen, die diese Tätigkeit durchführen [...],
  3. die Inhalte [...],
  4. die Lehrmittel, also die Methoden und Medien der Vermittlung,
  5. die Schule und die Klasse als die umbauten und sozialen Räume [...],
  6. das Lernen, die Haupttätigkeit der Schüler bzw. der Schülerinnen.

In diesem Sinne ist im heutigen (weiten!) Verständnis Didaktik diejenige Wissenschaft, die sich mit der Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens befasst. Auf einer fachübergreifenden Ebene handelt es sich dann um die „Didaktik“ (früher „Allgemeine Didaktik“ genannt) [5], auf der (unterrichts-)fach­be­zo­ge­nen Ebene um die sog. „Fach­didaktiken“. Methodik erscheint dann im Sinne dieser Begriffsbestimmung als Teil der (Fach-)Didaktik, während frühere (und auch heute noch anzutreffende) Bezeichnungen wie z. B. „didaktik-methodische Überlegungen“ auf ein enges, nur die Inhaltsfrage betreffendes Verständnis von „Didaktik“ verweisen.

Gleichwohl ist festzuhalten, dass „Didaktik“ in unterschiedlicher begrifflicher und inhaltlicher Weite verwendet wird. Kron weist auf folgende fünf aktuell gültige Begriffsbestimmungen hin: [6]

Didaktik als

Wissenschaft vom Lehren und Lernen
Theorie und Wissenschaft vom Unterricht
Theorie der Bildungsinhalte
Theorie der Steuerung von Lernprozessen
Anwendung psychologischer Lehr- und Lerntheorien

Diese fünf Bestimmungen sind gemäß Kron (a. a. O.) „von unterschiedlichem inhaltlichen Begriffsumfang“, und zwar vom Umfang her abnehmend von der ersten bis zur letzten, wobei das nicht so zu verstehen ist, dass jede Bestimmung (bis auf die erste) in der vorhergehenden enthalten ist. Die ersten vier Begriffsbestimmungen beschrieb Wolfgang Klafki bereits 1971,[7] und die fünfte beschrieb 1970 Günther Bittner.[8] In der vierten Bestimmung schlägt sich u. a. die auf Felix von Cube und Helmar Frank zurückgehende „Kybernetische Pädagogik“ nieder. [9]

Wenngleich die erste Auffassung der gängigen Wissenschaftsauffas­sung entspricht, ist zur Vermeidung von Irritationen zu beachten, dass „Didaktik“ in der Literatur stets im jeweiligen Kontext zu interpretieren ist: [10]

Die Auffassungen lassen erkennen, daß Didaktik als Hochschuldisziplin in ein weit gespanntes und differenziertes Netz von wissenschaftlichen und praktischen Aufgabenstellungen eingespannt ist. Eine einzige gültige Bestimmung von Didaktik erscheint daher wenig praktikabel. Dagegen ist es zweckmäßig, Bestimmungen von Didaktik auf dieser Ebenene pragmatisch vorzunehmen, den Kontext und dessen Elemente anzugeben und im Sinne einer Arbeitshypothese aufzufassen. Bestimmungen haben daher die Funktion, wissenschaftliche und praktische Arbeit in Szene zu setzen und zu befördern.
Auch bei der Bestimmung der Beziehung von Didaktik zu Nachbardisziplinen oder Aufgabenstellungen ist es hilfreich, den Kontext anzugeben, und die eigene Position wiederzugeben.

Für die inhaltliche Bestimmung betr. „Methoden“ und „Methodik“ gilt: [11]

  • Methoden sind die Wege oder die Verfahren der Vermittlung kultureller Inhalte. Sie schließen die Mittel und Medien ein, die im Rahmen dieser Prozesse eingesetzt werden; sie betreffen auch die Formen der sozialen Organisation der Vermittlungsprozesse.
  • Methodik ist die Sammlung und Reflexion aller Methoden und damit die Lehre von den Methoden.

Daneben gibt es auch ein Verständnis von „Methodik“ im wissenschaftstheoretischen Sinn, gepaart mit einem Verständnis von „Methodologie“. [12]

Literatur

Anmerkungen

  1. Die gesamte Darstellung basiert auf [Hischer 2002, 192 ff.].
  2. [Jank & Meyer 1994, 17]
  3. [Kron 2000, 39 f.]
  4. [Kron 2000, 40]
  5. Vgl. [Kron 2000, 48].
  6. Nach [Kron 2000, 43].
  7. Klafki in: „Neues PädagogischesLexikon“, vgl. [Kron 2000, 42].
  8. In: „Kleines Lexikon der Pädagogik und Didaktik“, vgl. [Kron 2000, 43].
  9. Detaillierte Ausführungen hierzu bei [Kron 2000, 43 ff.].
  10. Vgl. [Kron 2000, 39].
  11. In Anlehnung an [Kron 2000, 38].
  12. http://de.wikipedia.org/wiki/Methodik


Der Beitrag kann wie folgt zitiert werden:
Horst Hischer (2013): Didaktik. Version vom 27.12.2013. In: madipedia. URL: http://madipedia.de/index.php?title=Didaktik&oldid=13518.