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==Vorbemerkung==
 
==Vorbemerkung==
Eine wichtige aktuelle begriffliche Bestimmung von '''[[Didaktik]] als Wissenschaft''' ist (neben anderen) die von [[Didaktik#Didaktik als|'''Didaktik als Theorie der Bildungsinhalte''']]. Das erfordert zum Verständnis zunächst eine aktuelle Deutung von '''„Bildung“''' im pädagogisch-didaktischen Kontext. Eine solche ist seit den 1960er Jahren maßgeblich von [http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki Wolfgang '''Klafki'''] in Anknüpfung an bedeutende Vorgänger, zurückgehend z. B. bis auf [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Humboldt Wilhelm '''von Humboldt'''], entwickelt worden, und zwar mit seinem [[Didaktische Modelle und Konzepte|Didaktischen Modell]] einer „kritisch-konstruktiven Didaktik“, <ref>[Klafki 2007]</ref> das durch [[Didaktische Modelle und Konzepte#Kategorien Didaktischer Modelle|„'''Bildung als Leitbegriff'''“]] gekennzeichnet ist und auf das Klafki seine Vorstellungen von „'''[[Allgemeinbildung]]'''“ gründet.<br />
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Eine wichtige aktuelle begriffliche Bestimmung von '''[[Didaktik]] als Wissenschaft''' ist (neben anderen) die von [[Didaktik#Didaktik als|'''Didaktik als Theorie der Bildungsinhalte''']]. Das erfordert zum Verständnis zunächst eine aktuelle Deutung von '''„Bildung“''' im pädagogisch-didaktischen Kontext. Eine solche ist seit Ende der 1950er Jahre maßgeblich von [http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki Wolfgang '''Klafki'''] in Anknüpfung an bedeutende Vorgänger, zurückgehend z. B. bis auf [http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_von_Humboldt Wilhelm '''von Humboldt'''], entwickelt worden, und zwar über das „Problem des Elementaren und die Theorie der kategorialen Bildung“, <ref>[Klafki 1959]</ref> gipfelnd in dem [[Didaktische Modelle und Konzepte|Didaktischen Modell]] einer „kritisch-konstruktiven Didaktik“, <ref>[Klafki 1985] bis [Klafki 2007]</ref> das durch [[Didaktische Modelle und Konzepte#Kategorien Didaktischer Modelle|„'''Bildung als Leitbegriff'''“]] gekennzeichnet ist und auf das Klafki seine Vorstellungen von „'''[[Allgemeinbildung]]'''“ gründet.<br /><br />
Berücksichtigt man, dass die fundierte Erörterung dessen, was „Bildung“ sein kann und soll, nicht nur von den Erziehungswissenschaften vereinnahmt werden kann und darf, sondern dass diese auch in der Literatur und vor allem in der Philosophie eine bedeutende Rolle gespielt hat und noch spielt, so mag es angesichts des seit Langem bezüglich dieses Themas überbordenden Schrifttums vermessen und gar unmöglich erscheinen, dem Thema „Bildung“ mit einem enzyklopädischen Beitrag gerecht werden zu wollen. Beispielsweise ist das aktuelle Buch von Heiner Hastedt <ref>Vgl. [Hastedt 2012]; mit Dank an [http://www.math.uni-potsdam.de/prof/o_didaktik Thomas Jahnke] für diesen Hinweis!</ref> aus zwei Philosophieseminaren zu den Themen „Philosophische Theorien der Bildung, Halbblildung und Unbildung“ bzw. „Bildung im 18. und 19. Jahrhundert“ entstanden. Daher geht es nachfolgend (in gebotener Kürze) im Wesentlichen nur um „Bildung“ im pädagogisch-didaktischen Kontext, und philosophische Aspekte werden nur abschließend mit Literaturverweisen angedeutet.
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Berücksichtigt man, dass die fundierte Erörterung dessen, was „Bildung“ sein kann und soll, nicht nur von den Erziehungswissenschaften vereinnahmt werden kann und darf, sondern dass diese auch in der Literatur und vor allem in der Philosophie eine bedeutende Rolle gespielt hat und noch spielt, so mag es angesichts des seit Langem bezüglich dieses Themas überbordenden Schrifttums vermessen und gar unmöglich erscheinen, dem Thema „Bildung“ mit einem enzyklopädischen Beitrag gerecht werden zu wollen. Beispielsweise ist das aktuelle Buch von Heiner '''[http://de.wikipedia.org/wiki/Heiner_Hastedt Hastedt]''' <ref>Vgl. [Hastedt 2012]; mit Dank an [http://www.math.uni-potsdam.de/prof/o_didaktik Thomas Jahnke] für diesen Hinweis!</ref> aus zwei Philosophieseminaren zu den Themen „Philosophische Theorien der Bildung, Halbblildung und Unbildung“ bzw. „Bildung im 18. und 19. Jahrhundert“ entstanden. Daher geht es nachfolgend (in gebotener Kürze) im Wesentlichen nur um „Bildung“ im pädagogisch-didaktischen Kontext, und philosophische Aspekte werden nur abschließend mit Literaturverweisen angedeutet.
 
==Zur Genese von „Bildung“ im pädagogisch-didaktischen Kontext==
 
==Zur Genese von „Bildung“ im pädagogisch-didaktischen Kontext==
 
===Die Phase zwischen 1770 und 1830===
 
===Die Phase zwischen 1770 und 1830===
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[[Datei:Bildung-Meyers-1894.jpg|thumb|right|355px||„'''Bildung'''“ in Meyers Konversationslexiokon von 1894, Band 2]]
 
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===„Bildung” in klassischen Enzyklopädien===
 
===„Bildung” in klassischen Enzyklopädien===
Im 1894 erschienenen Band 2 von Meyers Konversationslexikon (mit insgesamt 21 Bänden) – also nach dieser Phase im Anschluss an die Entfaltung des Bildungsbegriffs im pädagogischen Sinn – wird deutlich gemacht, dass nunmehr „Bildung“ mit einem neuen Sinn (gegenüber der ursprünglichen Bedeutung) belegt worden ist, und zwar ''„vorwiegend im übertragenen Sinn von der durch Erziehung und Unterricht bedingten geistigen Formierung des Menschen“'' (nebenstehende Abbildung). In dieser enzyklopädischen Formulierung erscheint der zu „Bildende“ noch als das Objekt der „Bildung“, dabei wird zugleich hervorgehoben, dass „Bildung“ sprachlich (wie übrigens alle auf „-ung” endenden Wörter) sowohl den Prozess als auch das Ergebnis dieses Prozesses bezeichnet. Es sei ferner darauf hingewiesen, dass in diesem enzyklopädischen Beitrag in Meyers Konversationslexikon bereits auf die Dichotomie <ref>Vgl. z. B. http://de.wiktionary.org/wiki/Dichotomie und https://de.wikipedia.org/wiki/Dichotomie.</ref> von '''formaler''' und '''materialer''' Bildung hingewiesen wird, die erst viel später durch Klafki über die Synthese der '''[[kategoriale Bildung|kategorialen Bildung]]''' aufgelöst wurde.<br />
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Im 1894 erschienenen Band 2 von Meyers Konversationslexikon (mit insgesamt 21 Bänden) – also nach dieser Phase im Anschluss an die Entfaltung des Bildungsbegriffs im pädagogischen Sinn – wird deutlich gemacht, dass nunmehr „Bildung“ mit einem neuen Sinn (gegenüber der ursprünglichen Bedeutung) belegt worden ist, und zwar ''„vorwiegend im übertragenen Sinn von der durch Erziehung und Unterricht bedingten geistigen Formierung des Menschen“'' (vgl. Text in nebenstehender Abbildung). In dieser enzyklopädischen Formulierung erscheint der zu „Bildende“ noch als das Objekt der „Bildung“, dabei wird zugleich hervorgehoben, dass „Bildung“ sprachlich (wie übrigens alle auf „-ung” endenden Wörter) sowohl den Vorgang (den „Prozess“) als auch das Ergebnis (das „Produkt“) dieses Prozesses bezeichnet.<br />
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<div id="Dichotomie"></div>Es sei ferner darauf hingewiesen, dass in diesem enzyklopädischen Beitrag in Meyers Konversationslexikon bereits auf die Dichotomie <ref>Vgl. z. B. http://de.wiktionary.org/wiki/Dichotomie und https://de.wikipedia.org/wiki/Dichotomie.</ref> von '''formaler''' und '''materialer''' Bildung hingewiesen wird, die erst viel später durch Klafki über seine Synthese zur'''„kategorialen Bildung“''' aufgelöst wurde.<br />
 
Der „Neue Brockhaus“ von 1959 schreibt zu „Bildung“ u. a.:
 
Der „Neue Brockhaus“ von 1959 schreibt zu „Bildung“ u. a.:
 
:: '''Bildung''' [...]. 2) der Vorgang geistiger Formung, auch die innere Gestalt, zu der der Mensch gelangen kann, wenn er seine Anlagen an den geistigen Gehalten seiner Lebenswelt entwickelt. Gebildet ist nicht, wer nur Kenntnisse besitzt und Praktiken beherrscht, sondern wer durch sein Wisssen und Können teilhat am geistigen Leben; wer das Wertvolle erfaßt, wer Sinn hat für Würde des Menschen, wer Takt, Anstand, Ehrfurcht, Verständnis, Aufgeschlossenheit, Geschmack und Urteil erworben hat. Gebildet ist in einem Lebenskreis, wer den wertvollen Inhalt des dort überlieferten oder zugänglichen Geistes in eine persönlich verfügbare Form verwandelt hat.
 
:: '''Bildung''' [...]. 2) der Vorgang geistiger Formung, auch die innere Gestalt, zu der der Mensch gelangen kann, wenn er seine Anlagen an den geistigen Gehalten seiner Lebenswelt entwickelt. Gebildet ist nicht, wer nur Kenntnisse besitzt und Praktiken beherrscht, sondern wer durch sein Wisssen und Können teilhat am geistigen Leben; wer das Wertvolle erfaßt, wer Sinn hat für Würde des Menschen, wer Takt, Anstand, Ehrfurcht, Verständnis, Aufgeschlossenheit, Geschmack und Urteil erworben hat. Gebildet ist in einem Lebenskreis, wer den wertvollen Inhalt des dort überlieferten oder zugänglichen Geistes in eine persönlich verfügbare Form verwandelt hat.
Als Literaturbezug werden hier Georg [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kerschensteiner '''Kerschensteiner''']: ''Theorie der Bildung'' (1926), Max [http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Scheler '''Scheler''']: ''Bildung und Wissen'' (1947) und Theodor [http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Litt '''Litt''']: ''Berufsbildung und Allgemeinbildung'' (1947) genannt. Bemerkenswert an dem Brockhaus-Beitrag ist, dass hier der zu Bildende als Subjekt im Vordergrund zu stehen scheint. Klafkis Arbeit setzt hiernach an.
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Als Literaturbezug werden hier Georg [http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kerschensteiner '''Kerschensteiner''']: ''Theorie der Bildung'' (1926), Max [http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Scheler '''Scheler''']: ''Bildung und Wissen'' (1947) und Theodor [http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Litt '''Litt''']: ''Berufsbildung und Allgemeinbildung'' (1947) genannt. Bemerkenswert an dem Brockhaus-Beitrag ist, dass hier der zu Bildende als Subjekt im Vordergrund zu stehen scheint. Klafkis Arbeit setzt etwa zeitgleich hiermit an.
 
===„Bildung“ als Prozess der Entwicklung der Bildsamkeit?===
 
===„Bildung“ als Prozess der Entwicklung der Bildsamkeit?===
 
<div id="Bildsamkeit"></div>Friedrich W. '''Kron''' schreibt in seiner Darstellung von Klafkis Theorie der kritisch-konstruktiven Didaktik u. a. zur „'''Bildsamkeit'''“: <ref>[Kron 2000, 122]; Hervorhebungen nicht im Original.</ref>
 
<div id="Bildsamkeit"></div>Friedrich W. '''Kron''' schreibt in seiner Darstellung von Klafkis Theorie der kritisch-konstruktiven Didaktik u. a. zur „'''Bildsamkeit'''“: <ref>[Kron 2000, 122]; Hervorhebungen nicht im Original.</ref>
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Und Kron schreibt weiter (a. a. O.):
 
Und Kron schreibt weiter (a. a. O.):
 
:: Die bildungstheoretische Diskussion hat zu der grundlegenden Einsicht geführt, daß der Mensch in einem lebendigen Verhältnis zur kulturellen Welt steht und diese sinnverstehend auslegt. In der systematischen Betrachtung dieses Grundphänomens erscheint dieses Verhältnis als ein Prozeß, in welchem dem Menschen eine zentrale Rolle zugesprochen wird. Der Mensch wird als jene produktive Stelle angesehen, in welcher die Dinge und Symbole der Welt verarbeitet und als kulturelle Leistungen wieder veräußert werden. Im Individuum kommen somit zwei Momente ins Spiel: die kulturellen Inhalte und die innereren Kräfte. In der Sprache der Bildungstheoretiker werden diese Momente als materialer und formaler Aspekt dieses Prozesses, der Prozeß selbst als Bildungsprozeß bezeichnet; denn in diesem Prozeß bringt der Mensch sich selbst und über sich selbst auch die Kultur hervor. Damit ist das Individuum in seinem Bildungsprozeß in das Zentrum pädagogischer und didaktischer Diskussionen und Forschungen gerückt.
 
:: Die bildungstheoretische Diskussion hat zu der grundlegenden Einsicht geführt, daß der Mensch in einem lebendigen Verhältnis zur kulturellen Welt steht und diese sinnverstehend auslegt. In der systematischen Betrachtung dieses Grundphänomens erscheint dieses Verhältnis als ein Prozeß, in welchem dem Menschen eine zentrale Rolle zugesprochen wird. Der Mensch wird als jene produktive Stelle angesehen, in welcher die Dinge und Symbole der Welt verarbeitet und als kulturelle Leistungen wieder veräußert werden. Im Individuum kommen somit zwei Momente ins Spiel: die kulturellen Inhalte und die innereren Kräfte. In der Sprache der Bildungstheoretiker werden diese Momente als materialer und formaler Aspekt dieses Prozesses, der Prozeß selbst als Bildungsprozeß bezeichnet; denn in diesem Prozeß bringt der Mensch sich selbst und über sich selbst auch die Kultur hervor. Damit ist das Individuum in seinem Bildungsprozeß in das Zentrum pädagogischer und didaktischer Diskussionen und Forschungen gerückt.
Durch diese Hervorhebung des „prozesshaften Charakters“ von „Bildung“ (als ''einem'' der beiden Aspekte von „Bildung“, nämlich dem der „formalen Bildung“) darf aber nicht verkannt werden, dass dieser Prozess zu einem Ergebnis dieser „Bildung“ (als dem anderen Aspekt: der „materialen Bildung“) führt, das dann ebenfalls mit „Bildung“ bezeichnet wird (und in Klafkis durch [[Didaktische Modelle und Konzepte#Kategorien Didaktischer Modelle|„Bildung als Leitbegriff“]] gekennzeichnetem [[Didaktische Modelle und Konzepte|Modell]] gemeinsam mit der „formalen Bildung“ die [[kategoriale Bildung|kategoriale Bildung]]“ ausmacht).
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Durch diese Hervorhebung des „prozesshaften Charakters“ von „Bildung“ (als ''einem'' der beiden Aspekte von „Bildung“, nämlich dem der „formalen Bildung“) darf aber nicht verkannt werden, dass dieser Prozess zu einem Ergebnis dieser „Bildung“ (als dem anderen Aspekt: der „materialen Bildung“) führt, das dann ebenfalls mit „Bildung“ bezeichnet wird (und in Klafkis durch [[Didaktische Modelle und Konzepte#Kategorien Didaktischer Modelle|„Bildung als Leitbegriff“]] gekennzeichnetem [[Didaktische Modelle und Konzepte|Modell]] gemeinsam mit der „formalen Bildung“ die „kategoriale Bildung“ ausmacht):<br />
 
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===Kategoriale Bildung===
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Klaki widmet diesem Aspekt von „Bildung“ sein erstes, 471 Seiten umfassendes Werk <ref>[Klafki 1959]</ref> und greift damit die alte, ins 19. Jht. zurückgehende kontroverse Diskussion um die [[#Dichotomie|Dichotomie von formaler und materialer Bildung]] auf. <ref>[Klafki 1959]; in [Klafki 1963, 255 ff.] widmet er dem mit seiner „Zweiten Studie“ ein eigenes Kapitel, vgl. dazu auch die Darstellung in [Kron 2000, 122 ff.]. Die überarbeitete Fassung [Klafki 2007] von [Klafki 1963] enthält aber die explizite „Zweite Studie“ zur „kategorialen Bildung“ nicht mehr.</ref>
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Kron schreibt dazu: <ref>[Kron 2000, 123]</ref>
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:: In der Auseinandersetzung mit der Tradition einerseits und der aktuellen Diskussion andererseits [...] entwickelt Klafki seine Kritik und seinen Neuansatz der „kategorialen Bildung“. Zunächst weist er darauf hin, daß zwischen materialer und formaler Seitze des Bildungsprozesses ein grundsätzlicher Verweisungszusammenhang bestehe, wie ihn das klassische Phänomen auch zeigt. Wenn dieser gesprengt wird, gerät eine materiale Bildung ins Abseits einer durch Bildungsinhalte angefüllten Instrumentalisierung des Bildungsprozesses; andererseits gerät die Ausuferung der formalen Bildung ins Extrem einer reinen Kräfte- und Fertigkeitsschulung. Bildung ist also als ein Ganzes zu sehen. [...]<br />
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Klafki bezeichnet nun diesen grundsätzlichen Verweisungszusammenhang der beiden Aspekte der Bildung in einem ganzheitlichen Konzept als ''„kategoriale Bildung“'' [...]. Damit ist der Entwurf eines neuzeitlichen Bildungsbegriffs markiert. Aus der Optik der Subjekte, die in den Bildungsorozess eingelassen sind, realisiert sich die kategoriale Bildung als „doppelseitige Erschließung“ der Individuen. [...]<br />
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:: Kategoriale Bildung meint dem Worte nach, daß Menschen in der Lage sind, von der Welt begründete, d. h. durch Erkenntnis, geprüfte Aussagen zu machen. Diese Fähigkeit ist stets an Inhalte gebunden, die zur Aussage stehen. Formales und materiales Moment bilden damit eine Einheit, die auch den Bildungsprozeß ausmacht, in dem die Fähigkeit zurn Aussage und die Aussage selbst gewonnen werden.<br />
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Damit wird implizit auch „formale“ und „materiale“ Bildung erläutert.<br />
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Klafki weist ausdrücklich darauf hin, dass kategoriale Bildung nicht einfach nur ein Nebeneinander oder Miteinander von formaler und materialer Bildung ist (was Kron, s. o., mit dem „Verweisungszusammenhang“ ausdrückt): <ref>[Klafki 1959, 259]</ref>
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:: Mit dieser Einsicht entfällt das Recht, weiter an dem übliches Dualismus der Theorien „formaler“ und „materialer“ Bildung festzuhalten oder ihr Verhältnis im Sinne einer äußerlichen Verknüpfung oder Ergänzung („sowohl formale als auch formale Bildung“) zu bestimmen. In einer Theorie, die die Bildung als kategoriale Bildung im entwickelten Sinne versteht, sind Theorien formaler und die materialer Bildung in einer höheren Einheit aufgehoben. „Formale“ und „materiale“ Bildung bezeichnen nicht zwei als solche selbständige „Arten“ oder Formen der Bildung. „Formal“ und „material“ deuten zwei Betrachtungsweisen des gleichen einheitlichen Phänomens an. Die Einheit des formalen und des materialen Momentes ist im '''Bildungserlebnis''' unmittelbar erfahrbar. <ref>Fettdruck ist im Original „gesperrt“.</ref><br />
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Klafki weist übrigens ausdrücklich darauf hin, dass die Bezeichnung „kategoriale Bildung“ 1926 von Erich Lehmensick in die Pädagogik eingeführt worden sei, wenn auch in einem ganz anderen sinn, nämlich als untergeordnet zu „formale Bildung“. <ref>[Klafki 1959, 9]</ref>
 
===Klafki und „die Heimholung des Bildungsbegriffs“===
 
===Klafki und „die Heimholung des Bildungsbegriffs“===
 
Der Marburger Erziehungswissenschaftler Hans-Christoph [http://www.uni-marburg.de/fb21/schulpaed/institut/personal/berg '''Berg'''] spricht 1988 von der „zwanzigjährigen Aussperrung des zweihundertjährigen Bildungsbegriffs“, schreibt in diesem Zusammenhang Klafki die „Heimholung des Bildungsbegriffs“ zu und schreibt u. a. mit Bezug auf den Heidelberger Allgemeinbildungskongress 1986: <ref>[Berg 1988, 20–21]</ref>
 
Der Marburger Erziehungswissenschaftler Hans-Christoph [http://www.uni-marburg.de/fb21/schulpaed/institut/personal/berg '''Berg'''] spricht 1988 von der „zwanzigjährigen Aussperrung des zweihundertjährigen Bildungsbegriffs“, schreibt in diesem Zusammenhang Klafki die „Heimholung des Bildungsbegriffs“ zu und schreibt u. a. mit Bezug auf den Heidelberger Allgemeinbildungskongress 1986: <ref>[Berg 1988, 20–21]</ref>
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== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* [http://www.uni-marburg.de/fb21/schulpaed/institut/personal/berg Berg], Hans Christoph [1988]: Schule braucht Bildung — Konzepte der Allgemeinbildung von den Tübinger Beschlüssen bis zum Heidelberger Allgemeinbildungs-Kongreß (1986). In: Erziehungswissenschaft und Beruf, 8. Sonderheft (Tagungsband), 20–41, Rinteln.
 
* [http://www.uni-marburg.de/fb21/schulpaed/institut/personal/berg Berg], Hans Christoph [1988]: Schule braucht Bildung — Konzepte der Allgemeinbildung von den Tübinger Beschlüssen bis zum Heidelberger Allgemeinbildungs-Kongreß (1986). In: Erziehungswissenschaft und Beruf, 8. Sonderheft (Tagungsband), 20–41, Rinteln.
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Heiner_Hastedt Hastedt], Heiner (Hrsg.) [2012]: Was ist Bildung?  Eine Textanthologie. Stuttgart: Reclam.  
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Heiner_Hastedt Hastedt], Heiner (Hrsg.) [2012]: Was ist Bildung?  Eine Textanthologie. Stuttgart: Reclam.
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki Klafki, Wolfgang [2007]: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik – Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-kon­struk­tive Didaktik. Weinheim / Basel: Beltz (6., neu ausgestattete Auflage; 1. Auflage 1985).
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki Klafki, Wolfgang [1959]: Das pädagogische Problem des Elementaren und die Theorie der kategorialen Bildung. Weinheim: Beltz.
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* — [1963]: Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Weinheim: Beltz.
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* — [1985]: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik – Beiträge zur kritisch-kon­struk­tiven Didaktik. Weinheim / Basel: Beltz.
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* — [2007]: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik – Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-kon­struk­tive Didaktik. Weinheim / Basel: Beltz (6., erhebliche erweiterte, durchsichtiger gegliederte und überarbeitete Fassung der 1. Auflage von [Klafki 1985]).
 
* Kron, Friedrich W. [2000]: Grundwissen Didaktik. München / Basel: Ernst Reinhardt Verlag (3. aktualisierte Auflage; 1. Aufl. 1993).
 
* Kron, Friedrich W. [2000]: Grundwissen Didaktik. München / Basel: Ernst Reinhardt Verlag (3. aktualisierte Auflage; 1. Aufl. 1993).
 
* Wittenberg, Alexander Israel [1990}: Bildung und Mathematik. Stuttgart: Klett (2. Auflage; 1. Auflage 1963).
 
* Wittenberg, Alexander Israel [1990}: Bildung und Mathematik. Stuttgart: Klett (2. Auflage; 1. Auflage 1963).