Geschlechtersensibler Mathematikunterricht zum Umgang mit Heterogenität in der Sekundarstufe I (Promotionsprojekt)

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Geschlechtersensibler Mathematikunterricht zum Umgang mit Heterogenität in der Sekundarstufe I

Promotionsprojekt von Silke Fleckenstein, Universität Potsdam. Betreut von Ulrich Kortenkamp und Bettina Rösken-Winter.


Zusammenfassung

Diese Seite befindet sich augenblicklich in der Überarbeitung. Eine vollständige Beschreibung des Projekts können Sie hier am 24.10.15 lesen.

Ausgangslage

Der grundlegende Gedankengang meiner Arbeit kann folgendermaßen skizziert werden: Es gibt unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse von Mädchen und Jungen im Mathematikunterricht, die in der Unterrichtsgestaltung Berücksichtigung finden könnten, was positive Auswirkungen haben könnte auf das mathematische Fähigkeitsselbstkonzept und darüber auf die Mathematikleistungen von Jungen und Mädchen.

Dieser Gedankengang wird rückwärts und differenzierter betrachtet: Mädchen erbringen ab der Sekundarstufe weniger gute Mathematikleistungen als Jungen. (Prenzel et al. 2006, Baumert et al. 2000) Nicht zuletzt die großen Vergleichsstudien weisen auf signifikante Leistungsunterschiede zugunsten der Jungen hin (vgl. Prenzel et al. 2013). Nun könnte der Eindruck entstehen, dass ausschließlich die Mädchen besonderer Beachtung bedürfen wenn es um Lernerfolg mit all seinen Einflussfaktoren geht. Aber auch Jungen bedürfen der Aufmerksamkeit, denn - um einen Nachteil der Jungen anzuführen - sie erhalten bei gleicher Leistung wie die Mädchen weniger gute Noten, begründet wird dies mit dem Sozialverhalten der Jungen (Budde 2008).

Voraussetzung für eine gute Leistungsfähigkeit ist ein positives Fähigkeitsselbstkonzept. (Helmke, Weinert 1997; Artelt et al. 2001, Schilling, Sparfeldt, Rost 2006). Ein neueres Modell reziproker Effekte stellt heraus, dass gute Leistungen günstig auf das Fähigkeitsselbstkonzept wirken können, so wie ein günstiges Fähigkeitsselbstkonzept positiv auf die Leistungsfähigkeit wirken kann. (Marsh, O’Mara 2009)

Um die Lage der Bedürfnisse und Wünsche der Lernenden zu beschreiben beziehe ich mich im Wesentlichen auf die Dissertation "Sinnstiftender Mathematikunterricht für Mädchen und Jungen" von Sylvia Jahnke-Klein (2001). „Die Mehrheit der befragten Mädchen und ein Teil der Jungen wünschten sich ein gründliches Vorgehen im Unterricht ohne jeden Zeitdruck.“ Es werden sehr ausführliche Erklärungen und unendliches Nachfragendürfen gewünscht. Dies wird gestützt von der Aussage "viele der befragten Mädchen und einiger Jungen“, die sich sogenannte Haltegriffe im Unterricht wünschen. Gemeint sind Materialien zum zusätzlichen Üben auch zuhause, viele Kontrollmöglichkeiten und Schemata, Merksätze, Regeln. Gegenseitiges Erklären wird ebenfalls als Haltegriff verstanden und nachdrücklich gewünscht. Die Mädchen begründen ihre Wünsche mit ihrem Bedürfnis nach Sicherheit. Sie wollen „wirklich“ bzw. „richtig“ verstehen, keine Fehler machen und keine Überraschungen erleben. Dagegen stehen die Wünsche der Jungen. „Eine Teilgruppe der befragten Jungen“ wünschte sich weniger Monotonie und mehr Abwechslung u.a. durch weniger ausführliche Erklärungen, ein schnelleres Unterrichtstempo und anspruchsvollere Aufgaben. Die Jungen begründen ihren Wunsch mit Langeweile. Sie gaben an, sich zu langweilen, wenn sie glaubten, den Unterrichtsstoff verstanden zu haben und auch, wenn sie den Stoff nicht verstanden hatten. Dann würden sie gern zum nächsten Thema wechseln wollen, weil dort die Chance bestünde, wieder zu verstehen. Hinter allem steckt der Wunsch nach Herausforderung.

Das Bindeglied zwischen Wünschen und Bedürfnissen von Mädchen und Jungen und einem positiven Fähigkeitsselbstkonzept ist der Mathematikunterricht. Das Makro-Modell der Bedingungsfaktoren schulischer Leistungen von Helmke und Schrader (2010) zeigt auf, dass "Prozessmerkmale des Unterrichts" auf die "Persönlichkeit des Kindes: ... konstitutionelle Merkmale" wirken.

Forschungsfragen

  1. Welche Bedürfnisse der Mädchen und Jungen werden im monoedukativen Mathematikunterricht in der 7. Jahrgangsstufe geäußert? 

  2. Wie wird diesen von den Lehrkräften begegnet?
  3. Welche Handlungsempfehlungen lassen sich ableiten?

Studiendesign

Im Schuljahr 2013/14 organisierten vier Sekundarschulen in Sachsen-Anhalt ihren Mathematikunterricht in der siebten Jahrgangsstufe monoedukativ. Vier männliche und fünf weibliche Lehrkräfte unterrichteten 84 Mädchen und 94 Jungen in je vier Mädchen- und Jungenlerngruppen und einer gemischten Klasse. Die Lehrkräfte der monoedukativen Gruppen wechselten diese zum Halbjahr.

Literatur

Folgende Liste wird noch vervollständigt:

Artelt, C., Demmrich, A., Baumert, J. (2001). Selbstreguliertes Lernen.In: Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.): PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Internationalen Vergleich. Opladen: Leske+Budrich

Baumert, J., Bos, W., Lehmann, R. (2000). TIMSS/III. Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie. Mathematische und naturwissenschaftliche Bildung am Ende der Schullaufbahn. Band 2: Mathematische und physikalische Kompetenzen am Ende der gymnasialen Oberstufe. Opladen: Leske+Budrich

Budde, J. (2008). Bildungs(miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen. Berlin: BMBF

Helmke, A., Weinert, F. E. (1997). Bedingungsfaktoren schulische Leistung. In: Wienert F E (Hrsg.): Enzyklopädie der Psychologie (Bd. 3 - Psychologie des Unterrichts und der Schule). Göttingen: Hogrefe

Jahnke-Klein, S. (2001). Sinnstiftender Mathematikunterricht für Mädchen und Jungen. Hohengehren: Schneider

Prenzel et al. (2006). PISA 2003. Untersuchungen zur Kompetenzentwicklung im Verlauf eines Schuljahres, Münster, New York, 
München, Berlin: Waxmann

Schilling, S. R., Sparfeldt, J. R., Rost, D. H. (2006). Facetten schulischen Selbstkonzepts: Welchen Unterschied macht das Geschlecht? In: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 20, 9 - 18.

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