Lesebarrieren in einem inklusiven Mathematikunterricht überwinden − Ergebnisse einer qualitativen und einer quantitativen Studie: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. Februar 2020, 16:03 Uhr
Anna Noll (2019): Lesebarrieren in einem inklusiven Mathematikunterricht überwinden − Ergebnisse einer qualitativen und einer quantitativen Studie. Dissertation, Universität Koblenz-Landau.
Betreut durch Jürgen Roth und Markus Scholz.
Begutachtet durch Jürgen Roth und Markus Scholz.
Erhältlich unter https://www.springer.com/gp/book/9783658286040
Note: magna cum laude.
Zusammenfassung
Häufig scheitert die Bearbeitung einer Aufgabe bereits daran, dass der Arbeitsauftrag von Schülerinnen und Schüler nicht verstanden wird. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin Erkenntnisse zu gewinnen, wie Lesebarrieren reduziert werden können, sodass möglichst alle Lernenden, unabhängig von ihrer Lesekompetenz, auf den mathmatischen Inhalt von Aufgaben zugreifen können. Dazu werden verschiedene visuelle und sprachliche Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen einer qualitativen und einer quantitativen Studie untersucht. Zunächst wird auf den relevanten theoretischen Hintergrund eingegangen. Schulische Inklusion wird aus verschiedenen Perspektiven (definitorisch, statistisch, fachdidaktisch) betrachtet und die Wichtigkeit von Sprache im Mathematikunterricht wird herausgearbeitet. Die Unterstützungsmaßnahmen (Leichte Sprache, Piktogramme und Fotos) werden vorgestellt und analysiert. Basierend auf den theoretischen Überlegungen wird die Entwicklung der eingesetzten Lernumgebung dargestellt. Inhaltlich geht es in der Lernumgebung um die Einführung des Bruchzahlbegriffs.
Es schließt sich die Darstellung der qualitativen Interview- und Eye-Trackingstudie an. An dieser Studie nahmen, wie auch an der quantitativen Studie, Schülerinnen und Schüler mit und ohne einen sonderpädagogischen Förderbedarf im Bereich Lernen teil. Im Rahmen der qualitativen Studie wird die bewusste und unbewusste Wahrnehmung von Piktogrammen und Leichter Sprache evaluiert. Die Ergebnisse deuten insgesamt auf eine positive Einstellung der Lernenden gegenüber dem Vorhandensein der Piktogramme hin. Des Weiteren werden die Piktogramme hauptsächlich zum ganzheitlichen Verständnis der Sätze genutzt. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass neben Piktogrammen, die einzelne Schlüsselwörter illustrieren, auch Fotos, die den Inhalt kompletter Sätze darstellen, eine positive Wirkung auf das Leseverständnis haben könnten. Im Rahmen der sich anschließenden quantitativen Studie wird daher die Wirkung von Leichter Sprache, Piktogrammen und Fotos auf die Bearbeitung mathematischer Aufgaben untersucht. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten die Lernumgebung in einer von vier Bedingungen:
- Leichte Sprache (EG 1),
- Leichte Sprache + Piktogramme (EG 2),
- Leichte Sprache + Fotos (EG 3) oder
- Keine Unterstützungsmaßnahme (EG 4).
Es zeigt sich ein signifikanter Effekt der vier Bedingungen auf die Bearbeitung der Aufgaben. Die Lernenden in EG 3 bearbeiten signifikant mehr Aufgaben richtig als die Schülerinnen und Schüler in EG 4. Diese Wirkung kann unabhängig von der Lesekompetenz und der kognitiven Fähigkeit der Schülerinnen und Schüler festgestellt werden. Neben den mathematisch korrekt bearbeiteten Aufgaben, wird auch der Zugriff auf die Aufgaben, unabhängig von Richtigkeit der Lösung, betrachtet. Die Schülerinnen und Schüler in EG 3 und EG 1 lassen signifikant weniger Items aus als die Lernenden in EG 4.
Abschließend werden die Ergebnisse der qualitativen und der quantitativen Studie zusammengeführt. Als unterrichtspraktische Konsequenz lässt sich ableiten, dass der Einsatz von Fotos in Kombination mit Leichter Sprache zur Erleichterung des Verständnisses von Aufgabenstellungen bei komplexen Themengebieten gewinnbringend sein kann.
Auszeichnungen
Kontext
Literatur
Noll, A. (2020). Lesebarrieren in einem inklusiven Mathematikunterricht überwinden – Ergebnisse einer qualitativen und einer quantitativen Studie . Dissertation, Wiesbaden: Springer Spektrum