Änderungen

Zeile 34: Zeile 34:     
=== <span style="color:#FF0000">Angemeldete Vorträge (Reihenfolge noch flexibel)</span> ===
 
=== <span style="color:#FF0000">Angemeldete Vorträge (Reihenfolge noch flexibel)</span> ===
'''Peter Kaiser''' (KIT)<br />
+
'''Thomas Vogt''' (Studienseminar Bad Kreuznach, Leiter der Lehrplankommission)<br />
<span style="color:#0000FF">Gestaltungsmerkmale eines Programmes für mathematisch Begabte</span>
+
<span style="color:#0000FF">Ein Mathematik-Lehrplan im 21. Jahrhundert – was soll hinein, was soll hinaus?</span>
   −
Zahlreiche Studien belegen, dass die mathematischen Kompetenzen deutscher Schülerinnen und Schüler in den letzten zehn Jahren insbesondere im Spitzenbereich signifikant zurückgegangen sind. Dieser Rückgang wird möglicherweise auf eine unzureichende Unterstützung mathematisch begabter Lernender zurückgeführt. Obwohl eine Vielzahl von Förderprogrammen existiert, mangelt es bislang an empirischer Forschung hinsichtlich ihrer Gestaltung und Wirksamkeit, insbesondere im Kontext der Sekundarstufe.
+
Die Mathematik steht im Zentrum grundlegender Bildungsfragen unserer Zeit. Als strukturierendes Denkwerkzeug und Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis ist sie unverzichtbar – nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Zukunftsfähigkeit einer demokratischen, technologisch geprägten Gesellschaft. Gleichzeitig zeigen Ergebnisse wie jene der aktuellen PISA-Studie, dass in Deutschland bis zu 30 % der Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards in Mathematik nicht erreichen – ein Befund, der nach mehr verlangt als kosmetischen Korrekturen am Bestehenden.
   −
Im Vortrag werden einerseits eine systematische Literaturrecherche zu Gestaltungsmerkmalen solcher Förderprogramme sowie andererseits eine Analyse der Merkmale eines konkreten Programms vorgestellt. Die Ergebnisse beider Studien werden anschließend mit etablierten Prinzipien zur Gestaltung für Mathematikunterricht abgeglichen.  
+
Ein zeitgemäßer Mathematik-Lehrplan muss den tiefgreifenden Wandel durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz ebenso ernst nehmen wie die Tatsache, dass informatische und mathematische Bildung nicht mehr trennscharf nebeneinander bestehen können. Datenkompetenz, algorithmisches Denken und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion über digitale Modelle sind längst Grundbedingungen gesellschaftlicher Teilhabe. Auch deshalb gehört die Debatte über Inhalte, Methoden und Ziele des Mathematikunterrichts ins Zentrum bildungspolitischer Aufmerksamkeit.
    +
Der Vortrag geht diesen Fragen aus der Perspektive schulischer Praxis nach – mit dem Blick eines Unterrichtenden, der täglich erlebt, wie weit das, was in Verordnungen steht, von dem entfernt ist, was im Klassenzimmer tatsächlich ankommt. Papier ist geduldig – entscheidend ist, was durchdringt.
    +
Dabei wird auch ein kulturgeschichtlicher Blick gewagt: Der Rückzug der Rhetorik aus dem Bildungskanon war einst Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen – ähnliche Dynamiken zeichnen sich heute im Umgang mit „klassischen“ mathematischen Inhalten ab. Welche Inhalte haben noch tragende Funktion? Was sollte überdacht oder ersetzt werden? Und wie kann verhindert werden, dass relevante neue Kompetenzen lediglich als Zusatzaufgabe auf ein überladenes Curriculum aufgesattelt werden?
   −
<hr>
+
Im Zentrum steht die These, dass ohne eine veränderte Prüfungskultur – weg von reinen Reproduktionsleistungen, hin zu Anwendungen, Reflexion und Transfer – jede Lehrplanreform wirkungslos verpufft. Erst Prüfungen schaffen Realität. Wer also über den Lehrplan der Zukunft spricht, muss auch über die Prüfungen der Zukunft sprechen.
    +
Der Vortrag lädt zur kritischen Diskussion ein – über einen Mathematikunterricht, der mehr leisten muss, als nur das Erfüllen formaler Standards: Er muss Orientierung bieten in einer Welt im Wandel.
   −
'''Anselm Lambert''' (Uni Saarbrücken)<br />
+
<hr>
<span style="color:#0000FF">(Re-)Geometrisierung der Schulgeometrie - konstruktiv-geometrisch argumentieren (auch außerhalb der Geometrie)</span>
     −
Geometrie hat im Mathematikunterricht im deutschsprachigen Raum schon bessere Zeiten gesehen ☹
     −
Der <I>Anteil</I> der Geometrie war schon mal deutlich größer
+
'''Peter Kaiser''' (KIT)<br />
* insbesondere an vielfältiger und echter d.h. nicht primär rechnerischer und
+
<span style="color:#0000FF">Gestaltungsmerkmale eines Programmes für mathematisch Begabte</span>
* insbesondere an raumgreifender räumlicher und eben nicht nur ebener.
     −
und die <I>Bedeutung</I> der Geometrie sollte auch wieder deutlich größer werden (Schupp 2000). Dabei sollten Verflechtungen besondere Berücksichtigung finden:
+
Zahlreiche Studien belegen, dass die mathematischen Kompetenzen deutscher Schülerinnen und Schüler in den letzten zehn Jahren insbesondere im Spitzenbereich signifikant zurückgegangen sind. Dieser Rückgang wird möglicherweise auf eine unzureichende Unterstützung mathematisch begabter Lernender zurückgeführt. Obwohl eine Vielzahl von Förderprogrammen existiert, mangelt es bislang an empirischer Forschung hinsichtlich ihrer Gestaltung und Wirksamkeit, insbesondere im Kontext der Sekundarstufe.
   −
* Von Sprachformen: (prä)formal-algebraisch, konstruktiv-geometrisch, verbal-begrifflich
+
Im Vortrag werden einerseits eine systematische Literaturrecherche zu Gestaltungsmerkmalen solcher Förderprogramme sowie andererseits eine Analyse der Merkmale eines konkreten Programms vorgestellt. Die Ergebnisse beider Studien werden anschließend mit etablierten Prinzipien zur Gestaltung für Mathematikunterricht abgeglichen.  
* Von Darstellungsebenen: enaktiv, ikonisch, symbolisch (semiotisch endlich(!) präzisiert von Lotz 2022)
  −
* Von Gebieten: Geometrie mit Arithmetik, Algebra, Analysis, (Numerik) sowie Stochastik
  −
 
  −
Geometrisch denken (lernen) sollte wieder eine größere Rolle im Mathematikunterricht spielen. Im Vortrag werden Ansätze dazu und zur mathematischen Bildung allgemein aus der Reformpädagogik vorgestellt (Lesser 1909, Noodt 1909, Höfler 1910). Darüber hinaus werden Gütekriterien für effiziente substantielle Mikro-Selbst-Lernumgebungen formuliert (Lambert 2025) und etwa ein Dutzend konkreter solcher für den heutigen und zukünftigen Geometrieunterricht präsentiert.  
            
<hr>
 
<hr>
 +
      Zeile 77: Zeile 74:       −
'''Thomas Vogt''' (Studienseminar Bad Kreuznach, Leiter der Lehrplankommission)<br />
+
'''Anselm Lambert''' (Uni Saarbrücken)<br />
<span style="color:#0000FF">Ein Mathematik-Lehrplan im 21. Jahrhundert – was soll hinein, was soll hinaus?</span>
+
<span style="color:#0000FF">(Re-)Geometrisierung der Schulgeometrie - konstruktiv-geometrisch argumentieren (auch außerhalb der Geometrie)</span>
   −
Die Mathematik steht im Zentrum grundlegender Bildungsfragen unserer Zeit. Als strukturierendes Denkwerkzeug und Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis ist sie unverzichtbar – nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Zukunftsfähigkeit einer demokratischen, technologisch geprägten Gesellschaft. Gleichzeitig zeigen Ergebnisse wie jene der aktuellen PISA-Studie, dass in Deutschland bis zu 30 % der Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards in Mathematik nicht erreichen – ein Befund, der nach mehr verlangt als kosmetischen Korrekturen am Bestehenden.
+
Geometrie hat im Mathematikunterricht im deutschsprachigen Raum schon bessere Zeiten gesehen ☹
   −
Ein zeitgemäßer Mathematik-Lehrplan muss den tiefgreifenden Wandel durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz ebenso ernst nehmen wie die Tatsache, dass informatische und mathematische Bildung nicht mehr trennscharf nebeneinander bestehen können. Datenkompetenz, algorithmisches Denken und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion über digitale Modelle sind längst Grundbedingungen gesellschaftlicher Teilhabe. Auch deshalb gehört die Debatte über Inhalte, Methoden und Ziele des Mathematikunterrichts ins Zentrum bildungspolitischer Aufmerksamkeit.
+
Der <I>Anteil</I> der Geometrie war schon mal deutlich größer
 +
* insbesondere an vielfältiger und echter d.h. nicht primär rechnerischer und
 +
* insbesondere an raumgreifender räumlicher und eben nicht nur ebener.
   −
Der Vortrag geht diesen Fragen aus der Perspektive schulischer Praxis nach – mit dem Blick eines Unterrichtenden, der täglich erlebt, wie weit das, was in Verordnungen steht, von dem entfernt ist, was im Klassenzimmer tatsächlich ankommt. Papier ist geduldig – entscheidend ist, was durchdringt.
+
und die <I>Bedeutung</I> der Geometrie sollte auch wieder deutlich größer werden (Schupp 2000). Dabei sollten Verflechtungen besondere Berücksichtigung finden:
 
  −
Dabei wird auch ein kulturgeschichtlicher Blick gewagt: Der Rückzug der Rhetorik aus dem Bildungskanon war einst Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen – ähnliche Dynamiken zeichnen sich heute im Umgang mit „klassischen“ mathematischen Inhalten ab. Welche Inhalte haben noch tragende Funktion? Was sollte überdacht oder ersetzt werden? Und wie kann verhindert werden, dass relevante neue Kompetenzen lediglich als Zusatzaufgabe auf ein überladenes Curriculum aufgesattelt werden?
  −
 
  −
Im Zentrum steht die These, dass ohne eine veränderte Prüfungskultur – weg von reinen Reproduktionsleistungen, hin zu Anwendungen, Reflexion und Transfer – jede Lehrplanreform wirkungslos verpufft. Erst Prüfungen schaffen Realität. Wer also über den Lehrplan der Zukunft spricht, muss auch über die Prüfungen der Zukunft sprechen.
  −
 
  −
Der Vortrag lädt zur kritischen Diskussion ein – über einen Mathematikunterricht, der mehr leisten muss, als nur das Erfüllen formaler Standards: Er muss Orientierung bieten in einer Welt im Wandel.
      +
* Von Sprachformen: (prä)formal-algebraisch, konstruktiv-geometrisch, verbal-begrifflich
 +
* Von Darstellungsebenen: enaktiv, ikonisch, symbolisch (semiotisch endlich(!) präzisiert von Lotz 2022)
 +
* Von Gebieten: Geometrie mit Arithmetik, Algebra, Analysis, (Numerik) sowie Stochastik
    +
Geometrisch denken (lernen) sollte wieder eine größere Rolle im Mathematikunterricht spielen. Im Vortrag werden Ansätze dazu und zur mathematischen Bildung allgemein aus der Reformpädagogik vorgestellt (Lesser 1909, Noodt 1909, Höfler 1910). Darüber hinaus werden Gütekriterien für effiziente substantielle Mikro-Selbst-Lernumgebungen formuliert (Lambert 2025) und etwa ein Dutzend konkreter solcher für den heutigen und zukünftigen Geometrieunterricht präsentiert.   
    
<hr>
 
<hr>
39

Bearbeitungen