Auswirkungen der Einführung einer standardisierten Reifeprüfung im Fach Mathematik in Österreich: Was passiert in der Praxis?
Klaudia Singer (2015): Auswirkungen der Einführung einer standardisierten Reifeprüfung im Fach Mathematik in Österreich: Was passiert in der Praxis?. Dissertation, Karl-Franzens-Universität Graz.
Begutachtet durch Bernd Thaller und Karl Josef Fuchs.
Erhältlich unter http://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/download/pdf/781238?originalFilename=true
Zusammenfassung
Flächendeckend an Gymnasien in Österreich ersetzt mit dem Haupttermin 2015 eine standardisierte, zentral vorgegebene und einheitliche schriftliche Reifeprüfung in Mathematik die dezentrale Form. Diese stellt einen Paradigmenwechsel dar und greift bereits aufgrund einer Ergebnisorientierung in den operativen Bereich einer Leistungserstellung ein. Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf konkreten Unterrichtsprozessen. Unabhängig von der Perspektive weisen alle Schultheorien Lehrpersonen vor Ort in der Schule eine Schlüsselrolle zu. Forschungsergebnisse belegen, dass Testprogramme fachdifferenziert sowohl einen Einfluss darauf haben, was Lehrpersonen unterrichten, als auch darauf, wie sie das tun. Dabei ist zu erwarten, dass die Mathematik-Lehrkräfte ihre Verhaltensmuster in der Implementierungsphase in den Folgejahren beibehalten bzw. stark darauf aufbauen. Das Projekt durchleuchtet die als Schlüsselbereiche identifizierten Elemente Einstellungen, Assessment im Klassenzimmer und Kooperation. Im Sinne eines effektiven, kompetenzorientierten Unterrichts sind die Einstellungen der Lehrpersonen zur Reform, der geeignete Einsatz mathematischer Aufgaben und eine adäquate Leistungsbegleitungspraxis von großem Belang. Kooperation und professionelle Lerngemeinschaften werden als Chance für die Möglichkeit einer stärkeren Professionalisierung der Lehrkräfte eingestuft. Es zeigt sich, dass die Mathematik-Lehrkräfte zum Messzeitpunkt wenig Qualitätsverbesserung in Hinblick auf die Ziele der Reform sehen. Hinsichtlich der Leistungsrückmeldepraxis und der Aufgabenkultur lassen sich verschiedene Formen und Gruppen identifizieren. Nicht intendierte Tendenzen, wie etwa Teaching-to-the-test-Effekte oder eine geringe Einbeziehung der Lernenden in die Leistungsbegleitung sollten sorgsam im Auge behalten werden. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch klare Ansatzpunkte auf, die zu einer qualitätsvollen Weiterentwicklung des Mathematikunterrichts beitragen können.