Entwicklung der Vorstellungen von Grundschülerinnen und Grundschülern zu Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit
Christoph Till (2015): Entwicklung der Vorstellungen von Grundschülerinnen und Grundschülern zu Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit. Dissertation, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg.
Betreut durch Prof. Dr. Laura Martignon, Prof. Dr. Wolfgang Gaissmaier und Prof. Dr. Hans-Christoph Nuerk.
Begutachtet durch Prof. Dr. Laura Martignon und Prof. Dr. Wolfgang Gaissmaier.
Erhältlich unter https://phbl-opus.phlb.de/files/70/Dissertation+TILL+-+Risiko.pdf
Note: Magna cum laude.
Tag der mündlichen Prüfung: 13. Juli 2015.
Zusammenfassung
Kompetenzen, Risiken einzuschätzen und auf Basis von Daten Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen, spielen heutzutage eine bedeutende Rolle. Befunde aus der kognitionspsychologischen Forschung belegen, dass statistische Informationen über Chancen und Risiken in der Medizin, der Umwelt oder Finanzwelt meistens nicht richtig interpretiert werden (Gigerenzer, 2013; Spiegelhalter, Pearson & Short, 2011). Dies liegt oft am Darstellungsformat dieser Informationen: Bei der Kommunikation von Risiken sollten statt Wahrscheinlichkeiten oder Prozentsätzen vermehrt intuitiv greifbare Häufigkeitsformate (natürliche Häufigkeiten) und ikonische Darstellungen (in Form von Piktogrammen) eingesetzt werden (Brase, 2008; Gigerenzer & Hoffrage, 1995; Schapira, Nattinger & McHorney, 2001). In der vorliegenden Arbeit zeige ich auf, wie sich diese Darstellungsformate auch für die Grundschulstochastik eignen, um mit Kindern „Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit“ zu modellieren. Durch den zusätzlichen Einsatz enaktiver Informationsformate in Form bunter Steckwürfel ist es für sie ohne den Bruchzahl- und Prozentbegriff möglich, elementare, qualitative und quantitative Wahrscheinlichkeitsaussagen in risikobehafteten Situationen zu treffen. In einer Interventionsstudie wurden Belege dafür gefunden, dass sich diese ersten elementaren Kompetenzen zu Risiko nachhaltig fördern lassen. Zur Intervention in Form einer vierstündigen Unterrichtseinheit gehörten: Vergleichen von Verhältnissen und elementaren Wahrscheinlichkeiten, Abwägen von Handlungsoptionen anhand von Zufallsexperimenten und die Auseinandersetzung mit sich verändernden Wahrscheinlichkeiten durch neue Information sowie die Auseinandersetzung mit Risikoreduktionen. Verglichen wurden die Testleistungen der Schülerinnen und Schüler aus den Treatmentklassen mit den Testleistungen der Schülerinnen und Schüler aus Kontrollklassen. Es zeigte sich Vorwissen bezüglich der geförderten Inhalte in Form von mathematischen Intuitionen (Fischbein, Pampu & Minzat, 1970a) und ein signifikanter, nachhaltiger Lernzuwachs durch die Intervention. Die Förderung verschiedener elementarer Kompetenzen und Konzepte zum Themenbereich „Risiko und Entscheidungen unter Unsicherheit“ anhand geeigneter Repräsentationen kann daher als erfolgreich bezeichnet werden.
Auszeichnungen
Excellence Award for Early Career Paper at ICOTS9: "Risk literacy: first steps in primary school"
Kontext
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