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| == Aktuelles == | | == Aktuelles == |
− | * '''GDM 2017''' '''in Potsdam''': Der Arbeitskreis "Interpretative Forschung" trifft sich auf der Jahrestagung der GDM 2017 in Potsdam und bietet für Interessierte ein 'Probe-Interpretieren' mit Kerstin Tiedemann an. Wer mag, erhält so einen ersten Einblick in die Arbeitsweise der Interpretativen Forschung und hat Gelegeheit, seine Fragen zur Methode und Methodologie der Interpretativen Forschung zu stellen und mit anderen zu diskutieren. Herzliche Einladung an alle Neugierigen! *** Parallel dazu besprechen die Arbeitskreis-Mitglieder gemeinsam mit Birgit Brandt Organisatorisches (z.B. Publikation, Wintertagung). | + | * '''GDM 2017''' '''in Potsdam''': Der Arbeitskreis "Interpretative Forschung" trifft sich auf der [[Jahrestagung 2017 der GDM]] in [[Universität Potsdam|Potsdam]] und bietet für Interessierte ein 'Probe-Interpretieren' mit Kerstin Tiedemann an. Wer mag, erhält so einen ersten Einblick in die Arbeitsweise der Interpretativen Forschung und hat Gelegeheit, seine Fragen zur Methode und Methodologie der Interpretativen Forschung zu stellen und mit anderen zu diskutieren. Herzliche Einladung an alle Neugierigen! *** Parallel dazu besprechen die Arbeitskreis-Mitglieder gemeinsam mit [[Birgit Brandt]] Organisatorisches (z.B. Publikation, Wintertagung). |
− | * '''Herbsttagung 2017 in Chemnitz''': Die nächste Herbsttagung des Arbeitskreises findet vom '''01. bis 03. Dezember 2017''' an der TU Chemnitz statt. Gastgeber sind Birgit Brandt und ihre Arbeitsgruppe. Das inhaltliche Programm besteht aus längeren Sessions, in denen die mitgebrachten Transkripte der Teilnehmer analysiert werden, und einem Impuls-Vortrag, der jenseits konkreter Forschungsprojekte zu einer Diskussion über das qualitative Forschen einlädt. Weitere Informationen folgen. Wer schon jetzt Interesse oder Fragen hat, darf sich gern an die Sprecherinnen des Arbeitskreises wenden. | + | * '''Herbsttagung 2017 in Chemnitz''': Die nächste Herbsttagung des Arbeitskreises findet vom '''01. bis 03. Dezember 2017''' an der [[TU Chemnitz]] statt. Gastgeber sind Birgit Brandt und ihre Arbeitsgruppe. Das inhaltliche Programm besteht aus längeren Sessions, in denen die mitgebrachten Transkripte der Teilnehmer analysiert werden, und einem Impuls-Vortrag, der jenseits konkreter Forschungsprojekte zu einer Diskussion über das qualitative Forschen einlädt. Weitere Informationen folgen. Wer schon jetzt Interesse oder Fragen hat, darf sich gern an die Sprecherinnen des Arbeitskreises wenden. |
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| == Herbsttagungen == | | == Herbsttagungen == |
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| Aus einer Kritik an den herrschenden Forschungsprogrammen der Unterrichtsforschung heraus hat Terhart 1978 den Begriff der ''Interpretativen Unterrichtsforschung'' geprägt und diesen mit einer symbolisch-interaktionistischen Konzeptualisierung begründet. Der im selben Jahr erschienene Aufsatz „Kommunikationsmuster im Mathematikunterricht – Eine Analyse am Beispiel der Handlungsverengung durch Antworterwartung“ (Bauersfeld 1978), in dem Heinrich Bauersfeld das ''Trichtermuster'' als eine von Lehrperson und Lernenden gemeinsam hervorgebrachte Stereotype der Unterrichtswirklichkeit beschreibt, kann als der Anfang der interpretativen Unterrichtsforschung in der deutschsprachigen Mathematikdidaktik gesehen werden. Die Bielefelder Arbeitsgruppe um Bauersfeld am IDM hat sich in der Folge mit ersten Fallstudien der Eigengesetzlichkeit des schulischen Alltags genähert und dabei auch die methodologische und methodische Auseinandersetzung mit der Entwicklung wissenschaftlicher Begriffe und Konzepte aus dem konkreten Feld heraus in der Mathematikdidaktik vorangetrieben. Dieser damals neue Forschungsansatz wurde bald von weiteren Forschungsgruppen in der Mathematikdidaktik aufgegriffen, und es entstand eine bundesweit agierende Arbeitsgruppe ''Interpretative Unterrichtsforschung'', die sich ab Mitte der 80’er Jahre des letzten Jahrhunderts regelmäßige auf Arbeitstagungen zu gemeinsamen Interpretationssitzung unterschiedlicher Unterrichtsmitschnitte traf. <br /> | | Aus einer Kritik an den herrschenden Forschungsprogrammen der Unterrichtsforschung heraus hat Terhart 1978 den Begriff der ''Interpretativen Unterrichtsforschung'' geprägt und diesen mit einer symbolisch-interaktionistischen Konzeptualisierung begründet. Der im selben Jahr erschienene Aufsatz „Kommunikationsmuster im Mathematikunterricht – Eine Analyse am Beispiel der Handlungsverengung durch Antworterwartung“ (Bauersfeld 1978), in dem Heinrich Bauersfeld das ''Trichtermuster'' als eine von Lehrperson und Lernenden gemeinsam hervorgebrachte Stereotype der Unterrichtswirklichkeit beschreibt, kann als der Anfang der interpretativen Unterrichtsforschung in der deutschsprachigen Mathematikdidaktik gesehen werden. Die Bielefelder Arbeitsgruppe um Bauersfeld am IDM hat sich in der Folge mit ersten Fallstudien der Eigengesetzlichkeit des schulischen Alltags genähert und dabei auch die methodologische und methodische Auseinandersetzung mit der Entwicklung wissenschaftlicher Begriffe und Konzepte aus dem konkreten Feld heraus in der Mathematikdidaktik vorangetrieben. Dieser damals neue Forschungsansatz wurde bald von weiteren Forschungsgruppen in der Mathematikdidaktik aufgegriffen, und es entstand eine bundesweit agierende Arbeitsgruppe ''Interpretative Unterrichtsforschung'', die sich ab Mitte der 80’er Jahre des letzten Jahrhunderts regelmäßige auf Arbeitstagungen zu gemeinsamen Interpretationssitzung unterschiedlicher Unterrichtsmitschnitte traf. <br /> |
| == Zielsetzung == | | == Zielsetzung == |
− | Der Arbeitskreis ''Interpretative Forschung der Mathematikdidaktik'' als offizielles Organ der GDM sieht sich dieser Tradition verpflichtet und möchte insbesondere auch den wissenschaftlichen Anspruch empirisch gegründeter Theoriebildung mit Nachdruck vertreten: | + | Der Arbeitskreis ''Interpretative Forschung der Mathematikdidaktik'' als offizielles Organ der [[GDM]] sieht sich dieser Tradition verpflichtet und möchte insbesondere auch den wissenschaftlichen Anspruch empirisch gegründeter Theoriebildung mit Nachdruck vertreten: |
| ''"Ihre Leistungsfähigkeit sehen wir in ihrer spezifischen, soziologisch orientierten Perspektive begründet, die geeignet ist, den Mathematikunterricht ohne Wenn und Aber als banales soziales Ereignis wahrnehmbar zu machen. Sie führt zu Theorien mit großem empirischen, kontextbezogenen Gehalt, die sich bewusst von Theorieentwicklungen mit möglichst globalem, dekontextualisiertem Geltungsanspruch distanziert."'' (Jungwirth/Krummheuer 2006, 8)<br /> | | ''"Ihre Leistungsfähigkeit sehen wir in ihrer spezifischen, soziologisch orientierten Perspektive begründet, die geeignet ist, den Mathematikunterricht ohne Wenn und Aber als banales soziales Ereignis wahrnehmbar zu machen. Sie führt zu Theorien mit großem empirischen, kontextbezogenen Gehalt, die sich bewusst von Theorieentwicklungen mit möglichst globalem, dekontextualisiertem Geltungsanspruch distanziert."'' (Jungwirth/Krummheuer 2006, 8)<br /> |
| ===Denkrahmen=== | | ===Denkrahmen=== |
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| == Literatur == | | == Literatur == |
− | Bauersfeld, Heinrich (1978): Kommunikationsmuster im Mathematikunterricht. Eine Analyse am Beispiel der Handlungsverengung durch Antworterwartung. In: [[Heinrich Bauersfeld]] (Hg.): Fallstudien und Analysen zum Mathematikunterricht. Festschrift für [[Walter Breidenbach]] zum 85. Geburtstag. Hannover u.a: Schroedel, S. 158–180.<br /> | + | [[Heinrich Bauersfeld|Bauersfeld, Heinrich]] (1978): Kommunikationsmuster im Mathematikunterricht. Eine Analyse am Beispiel der Handlungsverengung durch Antworterwartung. In: Heinrich Bauersfeld(Hg.): Fallstudien und Analysen zum Mathematikunterricht. Festschrift für [[Walter Breidenbach]] zum 85. Geburtstag. Hannover u.a: Schroedel, S. 158–180.<br /> |
| Jungwirth, H. und [[Götz Krummheuer]] (Hrsg.) (2006): Der Blick nach innen. Aspekte der alltäglichen Lebenswelt Mathematikunterricht. Band 1. Münster: Waxmann <br /> | | Jungwirth, H. und [[Götz Krummheuer]] (Hrsg.) (2006): Der Blick nach innen. Aspekte der alltäglichen Lebenswelt Mathematikunterricht. Band 1. Münster: Waxmann <br /> |
| Maier, H. und [[Jörg Voigt]] (Hrsg.) (1991): Interpretative Unterrichtsforschung. Untersuchungen zum Mathematikunterricht. IDM 17. Köln: Aulis Verlag. <br /> | | Maier, H. und [[Jörg Voigt]] (Hrsg.) (1991): Interpretative Unterrichtsforschung. Untersuchungen zum Mathematikunterricht. IDM 17. Köln: Aulis Verlag. <br /> |
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| '''Aufsätze'''<br /> | | '''Aufsätze'''<br /> |
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− | Beck, Christian & Jungwirth, Helga (1999): Deutungshypothesen in der interpretativen Forschung. In: Journal für Mathematik-Didaktik 20 (4), S. 231–259.<br /> | + | Beck, Christiane & Jungwirth, Helga (1999): Deutungshypothesen in der interpretativen Forschung. In: [[Journal für Mathematik-Didaktik]] 20 (4), S. 231–259.<br /> |
− | Bikner-Ahsbahs, Angelika (2003): Empirisch begründete Idealtypenbildung – Ein methodisches Prinzip zur Theoriekonstruktion in der interpretativen mathematikdidaktischen Forschung. In: ZDM 35 (5), S. 208–233.<br /> | + | [[Angelika Bikner-Ahsbahs|Bikner-Ahsbahs, Angelika]] (2003): Empirisch begründete Idealtypenbildung – Ein methodisches Prinzip zur Theoriekonstruktion in der interpretativen mathematikdidaktischen Forschung. In: [[ZDM]] 35 (5), S. 208–233.<br /> |
| Brandt, B. & G. Krummheuer (2000): Das Prinzip der Komparation im Rahmen der Interpretativen Unterrichtsforschung in der Mathematikdidaktik. In Journal für Mathematik-Didaktik 21 (3/4), S. 193-226. <br /> | | Brandt, B. & G. Krummheuer (2000): Das Prinzip der Komparation im Rahmen der Interpretativen Unterrichtsforschung in der Mathematikdidaktik. In Journal für Mathematik-Didaktik 21 (3/4), S. 193-226. <br /> |
| Jungwirth, Helga (2003): Interpretative Forschung in der Mathematikdidaktik – ein Überblick für Irrgäste, Teilzieher und Standvögel. In: ZDM 35 (5), S. 189–200.<br /> | | Jungwirth, Helga (2003): Interpretative Forschung in der Mathematikdidaktik – ein Überblick für Irrgäste, Teilzieher und Standvögel. In: ZDM 35 (5), S. 189–200.<br /> |
− | Maier, Hermann & Beck, Christian (2001): Zur Theoriebildung in der interpretativen mathematikdidaktischen Forschung. In: Journal für Mathematik-Didaktik 22 (1), S. 29–50.<br /> | + | [[Hermann Maier|Maier, Hermann]] & Beck, Christian (2001): Zur Theoriebildung in der interpretativen mathematikdidaktischen Forschung. In: Journal für Mathematik-Didaktik 22 (1), S. 29–50.<br /> |
− | Meyer, Michael (2009). Abduktion, Induktion – Konfusion. Bemerkungen zur Logik interpretativer (Unterrichts-)Forschung. In Zeitschrift für Erziehungswissenschaften, 12 (2), S. 302-320.<br /> | + | [[Michael Meyer|Meyer, Michael]] (2009). Abduktion, Induktion – Konfusion. Bemerkungen zur Logik interpretativer (Unterrichts-)Forschung. In Zeitschrift für Erziehungswissenschaften, 12 (2), S. 302-320.<br /> |
− | Schreiber, Christof (2006). Die Peirce’sche Zeichentriade zur Analyse mathematischer Chat-Kommunikation. In Journal für Mathematikdidaktik 27 (3/4), S. 240-267. <br /> | + | [[Christof Schreiber|Schreiber, Christof]] (2006). Die Peirce’sche Zeichentriade zur Analyse mathematischer Chat-Kommunikation. In Journal für Mathematikdidaktik 27 (3/4), S. 240-267. <br /> |
− | Schreiber, Christof; Schütte, Marcus & Krummheuer, Götz (2015): Qualitative Forschungsmethoden in der mathematikdidaktischen Forschung - Von der Anpassung von Methoden zur Entwicklung von Theorie. In: Bruder, R.; Hefendehl, L.; Schmidt-Thieme, B. & Weigand, H.-G. (Hrsg.): Handbuch der Mathematikdidaktik (S. 591-612). Heidelberg: Springer. .<br /> | + | Schreiber, Christof; Schütte, Marcus & Krummheuer, Götz (2015): Qualitative Forschungsmethoden in der mathematikdidaktischen Forschung - Von der Anpassung von Methoden zur Entwicklung von Theorie. In: [[Regina Bruder|Bruder, R.]]; [[Lisa Hefendehl-Hebeker|Hefendehl, L.]]; [[Barbara Schmidt-Thieme|Schmidt-Thieme, B.]6 & [[Hans-Georg Weigand|Weigand, H.-G.]] (Hrsg.): Handbuch der Mathematikdidaktik (S. 591-612). Heidelberg: Springer. .<br /> |
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| '''Sammelbände'''<br /> | | '''Sammelbände'''<br /> |