<span style="color:#0000FF"> Globalisierung und die Inflation der Lernziele</span>
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<span style="color:#0000FF"> Globalisierung aus der Perspektive der Geschichte des Mathematikunterrichts
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Der Austausch von Unterrichtserfahrungen und die Beschäftigung mit sich kulturell unterscheidenden Bildungsformen haben eine lange Tradition. Die Entstehung von Nationalstaaten im 19. Jahrhundert führte durch die staatliche Institutionalisierung von Schulbildung und der entsprechenden Lehrerbildung zur Entwicklung nationaler Bildungssysteme. Diese Systeme wurden von verschiedenen Faktoren geprägt, darunter wirtschaftliche Bedingungen, militärische Aktivitäten, ideologische Paradigmen und kulturelle Traditionen. Der Umgang mit den entstandenen Unterschieden zwischen den nationalen Bildungssystemen und Methoden des Mathematikunterrichts variierte. So förderten einerseits Austausch und Zusammenarbeit eine gemeinsame Basis, ermöglichten das Verständnis alternativer Ansätze und erleichterten Vergleiche – ein Bottom-Up-Ansatz. Andererseits führte die Internationalisierung des Mathematikunterrichts – und dies war einzigartig für das Schulfach Mathematik – zur Gründung internationaler Organisationen und Netzwerke mit dem Anspruch kulturübergreifende Vorstellungen zur Verbesserung des Mathematikunterrichts durchsetzten zu wollen. Dieser Top-down-Ansatz, der z.B. in der Mathematikreform Neue Mathematik, sichtbar wurde, beeinflusste den Mathematikunterricht weltweit erheblich. In der Bildungsgeschichte wird die Internationalisierung des Mathematikunterrichts meist als progressiv angenommen, was einer kritischen Betrachtung bedarf. Wie wir zeigen werden, können diese Narrative sowohl durch die Untersuchung historischer Beispiele als auch durch die dialektische Interpretation der Spannung zwischen Universalität und kulturhistorischen Traditionen hinterfragt werden.
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