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==Deutungen von „Allgemeinbildung“==
 
==Deutungen von „Allgemeinbildung“==
 
===[http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki Wolfgang Klafki] <small><small><ref>Darstellung nach [Hischer 2010, 199 ff.].</ref></small></small>===
 
===[http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Klafki Wolfgang Klafki] <small><small><ref>Darstellung nach [Hischer 2010, 199 ff.].</ref></small></small>===
Für Klafki sich für ihn ein zeitgemäßes Verständnis von Allgemeinbildung u. a. darin, dass '''[[Bildung]]''' als „Allgemeinbildung“ in dreifachem Sinn zu bestimmen
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Für Klafki sich für ihn ein zeitgemäßes Verständnis von Allgemeinbildung u. a. darin, dass '''[[Bildung]]''' als „Allgemeinbildung“ in dreifachem Sinn zu bestimmen sei, was er drei „Bedeutungsmomente von Allgemeinbildung“ nennt, an anderer Stelle auch „Dimensionen des Allgemeinbildungsbegriffs“:   
sei, was er drei „Bedeutungsmomente von Allgemeinbildung“ nennt, an anderer Stelle auch „Dimensionen des Allgemeinbildungsbegriffs“:   
   
: o Bildung für alle
 
: o Bildung für alle
 
: o Bildung im Medium des Allgemeinen
 
: o Bildung im Medium des Allgemeinen
 
: o Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Interessen und Fähigkeiten
 
: o Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Interessen und Fähigkeiten
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Das durch diese „drei Dimensionen“ angedeutete [[Didaktische Modelle und Konzepte|didaktische Modell]] Klafkis hat als sog. ''„Kompetenzmodell Klafkis“'' Eingang in die Sekundärliteratur (und dann auch in die Bildungspolitik) gefunden – obwohl Klafki gar nicht von „Kompetenzen“ spricht, sondern von „Fähigkeiten“. <ref>„Kompetenz“ bedeutet ursprünglich „Zuständigkeit“ oder „Befugnis“, hat aber in letzter Zeit auch die Bedeutung von „Sachverstand“ bzw. „Fähigkeit“ oder auch „Fertigkeit“ hinzugewonnen – als ob „Zuständigkeit“ stets mit „Sachverstand“ bzw. „Fähigkeit“ oder gar „Fertigkeit“ verbunden wäre (wenngleich dies wünschbar ist). (Nach [Hischer 2010, 8].)</ref>
 
====Bildung für alle====
 
====Bildung für alle====
 
Das ist für eine demokratisch verfasste Gesellschaftsordnung selbstverständlich und bedarf daher keiner Erläuterung.
 
Das ist für eine demokratisch verfasste Gesellschaftsordnung selbstverständlich und bedarf daher keiner Erläuterung.
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:: Der Horizont, in dem dieses uns alle angehende Allgemeine bestimmt werden muß, [...] muß ein Welt-Horizont sein.
 
:: Der Horizont, in dem dieses uns alle angehende Allgemeine bestimmt werden muß, [...] muß ein Welt-Horizont sein.
 
Statt „'''im Medium des Allgemeinen'''“ kann man auch „'''im Medium des allen Gemeinen'''“ sagen und damit Klafkis Intention erfassen.<br />  
 
Statt „'''im Medium des Allgemeinen'''“ kann man auch „'''im Medium des allen Gemeinen'''“ sagen und damit Klafkis Intention erfassen.<br />  
Interessant ist, dass Klafki von „[[Medien in didaktischer Sicht#Bildung im Medium|'''Bildung im Medium''']] ...“ spricht. <ref>Vgl. die vielfältigen Bedeutungen von [[Medien in didaktischer Sicht]], dazu auch die dort erwähnten Wendungen ''„im Medium von Kultur“'', ''„im Medium von Moral“'' und ''„im Medium der sozialen Interaktion“''.</ref> Das „allen Gemeine“ – oder noch pointierter: das „alle gemeinsam Angehende“ – erscheint hier also als ein Medium und damit als eine vermittelnde Umgebung, oder noch genauer: als Umgebung für den erkennenden und lernenden Menschen, derer sich alle Angesprochenen bewusst werden müssen, um diese von Klafki so genannten „Frage- und Problemstellungen“ zu erfassen, für die er an späterer Stelle die Bezeichnung „Schlüsselprobleme“ wählt: <ref>[Klafki 2007, 56]; „Schlüsselprobleme“ dürfen nicht mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Schl%C3%BCsselqualifikation „Schlüsselqualifikationen“] verwechselt werden – denn die bezeichnen etwas ganz anderes!</ref>
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Interessant ist, dass Klafki von „[[Medien in didaktischer Sicht#Bildung im Medium|'''Bildung im Medium''']] ...“ spricht. <ref>Vgl. die vielfältigen Bedeutungen von [[Medien in didaktischer Sicht]], dazu auch die dort erwähnten Wendungen ''„im Medium von Kultur“'', ''„im Medium von Moral“'' und ''„im Medium der sozialen Interaktion“''.</ref> Das „allen Gemeine“ – oder noch pointierter: das „alle gemeinsam Angehende“ – erscheint hier also als ein Medium und damit als eine vermittelnde ''Umgebung'', oder noch genauer: als Umgebung für den erkennenden und lernenden Menschen, derer sich alle Angesprochenen bewusst werden müssen, um diese von Klafki so genannten „Frage- und Problemstellungen“ zu erfassen, für die er an späterer Stelle die Bezeichnung „'''Schlüsselprobleme'''“ wählt: <ref>[Klafki 2007, 56]; „Schlüsselprobleme“ dürfen nicht mit [http://de.wikipedia.org/wiki/Schl%C3%BCsselqualifikation „Schlüsselqualifikationen“] verwechselt werden – denn die bezeichnen etwas ganz anderes!</ref>
 
:: Meine Kernthese lautet: Allgemeinbildung bedeutet [...], ein geschichtlich vermitteltes Bewußtsein von zentralen Problemen der Gegenwart und [...] von der Zukunft zu gewinnen, Einsicht in die Mitverantwortlichkeit aller angesichts solcher Probleme und Bereitschaft, an ihrer Bewältigung mitzuwirken. Abkürzend kann man von der Konzentration auf epochaltypische Schlüsselprobleme unserer Gegenwart und der vermutlichen Zukunft sprechen.  
 
:: Meine Kernthese lautet: Allgemeinbildung bedeutet [...], ein geschichtlich vermitteltes Bewußtsein von zentralen Problemen der Gegenwart und [...] von der Zukunft zu gewinnen, Einsicht in die Mitverantwortlichkeit aller angesichts solcher Probleme und Bereitschaft, an ihrer Bewältigung mitzuwirken. Abkürzend kann man von der Konzentration auf epochaltypische Schlüsselprobleme unserer Gegenwart und der vermutlichen Zukunft sprechen.  
 
Für solche „epochaltypischen Schlüsselprobleme“ nennt er u. a. beispielhaft die „Friedensfrage“, das „Umweltproblem“, die „gesellschaftlich produzierte Ungleichheit“ und „Gefahren und Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationstechniken und -medien“. <ref>[Klafki 2007, 56–60]; weitere Erläuterungen zu Klafkis Konzept der Schlüsselprobleme bei [Hischer 2010, 201–204].</ref>
 
Für solche „epochaltypischen Schlüsselprobleme“ nennt er u. a. beispielhaft die „Friedensfrage“, das „Umweltproblem“, die „gesellschaftlich produzierte Ungleichheit“ und „Gefahren und Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationstechniken und -medien“. <ref>[Klafki 2007, 56–60]; weitere Erläuterungen zu Klafkis Konzept der Schlüsselprobleme bei [Hischer 2010, 201–204].</ref>
Zugleich warnt ervor einer Verengung im Sinne von fixierten Themen und Lösungswegen: <ref>[Klafki 2007, 61]</ref>  
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Zugleich warnt er vor einer Verengung im Sinne von fixierten Themen und Lösungswegen: <ref>[Klafki 2007, 61]</ref>  
 
:: Mein Vorschlag, die Konzentration auf Schlüsselprobleme im umschriebenen Sinne als eines der inhaltlichen Zentren eines neuen Allgemeinbildungskonzepts anzuerkennen und die entsprechenden curricularen bzw. didaktischen Konsequenzen zu ziehen, setzt voraus, daß ein weitgehender Konsens über die gravierende Bedeutung solcher Schlüsselproblem diskursiv [...] erarbeitet werden kann, nicht aber, daß das auch hinsichtlich der Wege zur Lösung solcher Probleme von vornherein notwendig ist.  
 
:: Mein Vorschlag, die Konzentration auf Schlüsselprobleme im umschriebenen Sinne als eines der inhaltlichen Zentren eines neuen Allgemeinbildungskonzepts anzuerkennen und die entsprechenden curricularen bzw. didaktischen Konsequenzen zu ziehen, setzt voraus, daß ein weitgehender Konsens über die gravierende Bedeutung solcher Schlüsselproblem diskursiv [...] erarbeitet werden kann, nicht aber, daß das auch hinsichtlich der Wege zur Lösung solcher Probleme von vornherein notwendig ist.  
 
Und er ergänzt (a. a. O.):
 
Und er ergänzt (a. a. O.):
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Klafki beginnt seine Ausführungen hierzu wie folgt: <ref>[Klafki 2007, 69]; siehe hierzu auch die kommentierende Darstellung bei [Hischer 2010, 205 f.].</ref>  
 
Klafki beginnt seine Ausführungen hierzu wie folgt: <ref>[Klafki 2007, 69]; siehe hierzu auch die kommentierende Darstellung bei [Hischer 2010, 205 f.].</ref>  
 
:: So notwendig nämlich einerseits die Konzentration auf Schlüsselprobleme ist, sie führt andererseits doch auch die Gefahr von Fixierungen, Blickverengung, mangelnder Offenheit mit sich. Überdies ist jene Konzentration auf Schlüsselprobleme mit Anspannungen, Belastungen, Anforderungen [...] verbunden, die nicht zuletzt auch für junge Menschen zur Überforderung [...] werden könnten, wenn sie die Bildungsprozesse ausschließlich bestimmen würden.
 
:: So notwendig nämlich einerseits die Konzentration auf Schlüsselprobleme ist, sie führt andererseits doch auch die Gefahr von Fixierungen, Blickverengung, mangelnder Offenheit mit sich. Überdies ist jene Konzentration auf Schlüsselprobleme mit Anspannungen, Belastungen, Anforderungen [...] verbunden, die nicht zuletzt auch für junge Menschen zur Überforderung [...] werden könnten, wenn sie die Bildungsprozesse ausschließlich bestimmen würden.
:: Die Forderung nach Konzentration auf Schlüsselprobleme bedarf also der polaren Ergänzung durch eine Bildungsdimension, deren Inhalte und Lernformen [...] auf die Mehrdimensionalität menschl-cher Aktivität und Rezeptivität abzielen [...].
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:: Die Forderung nach Konzentration auf Schlüsselprobleme bedarf also der polaren Ergänzung durch eine Bildungsdimension, deren Inhalte und Lernformen [...] auf die Mehrdimensionalität menschlicher Aktivität und Rezeptivität abzielen [...].
 
Allgemeinbildung muss also auch ''vielseitige Bildung'' sein, damit die Schülerinnen und Schüler sich als Individuen mit eigenen Wünschen und Neigungen erfahren können: „Bildung“ stellt dann den Menschen als Individuum in den Vordergrund – einhergehend mit Schülerorientierung und flexibler, „offener“ Unterrichtsgestaltung. Das spricht aber keinesfalls gegen Unterrichtsziele bzw. Bildungsziele, die eine Orientierung pädagogischen Planens und Handelns ermöglichen und dafür nötig sind. Jedoch können ''„Bildungsstandards“'' solche Offenheit und Individualität wohl kaum ansteuern – zumindest nicht von der Wortwahl her (nämlich der Kombination von Bildung und Standard – einem immanenten Widerspruch!).<br />
 
Allgemeinbildung muss also auch ''vielseitige Bildung'' sein, damit die Schülerinnen und Schüler sich als Individuen mit eigenen Wünschen und Neigungen erfahren können: „Bildung“ stellt dann den Menschen als Individuum in den Vordergrund – einhergehend mit Schülerorientierung und flexibler, „offener“ Unterrichtsgestaltung. Das spricht aber keinesfalls gegen Unterrichtsziele bzw. Bildungsziele, die eine Orientierung pädagogischen Planens und Handelns ermöglichen und dafür nötig sind. Jedoch können ''„Bildungsstandards“'' solche Offenheit und Individualität wohl kaum ansteuern – zumindest nicht von der Wortwahl her (nämlich der Kombination von Bildung und Standard – einem immanenten Widerspruch!).<br />
 
Ein Plädoyer für „Offenheit“ ist folgender Ausspruch, der [http://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Cromwell Oliver Cromwell] (1599–1658) nachgesagt wird: <ref>Zitiert in [Hischer 2010, 205].</ref>  
 
Ein Plädoyer für „Offenheit“ ist folgender Ausspruch, der [http://de.wikipedia.org/wiki/Oliver_Cromwell Oliver Cromwell] (1599–1658) nachgesagt wird: <ref>Zitiert in [Hischer 2010, 205].</ref>  
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