Aktiv-entdeckendes, metakognitives Lernen im Mathematikunterricht der Hauptschule – Entwicklung und Förderung fachbezogener und fachübergreifender Kompetenzen im Rahmen eines Unterrichtsprojektes in der 7. und 8. Jahrgangsstufe

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Sieglinde Waasmaier (2009): Aktiv-entdeckendes, metakognitives Lernen im Mathematikunterricht der Hauptschule – Entwicklung und Förderung fachbezogener und fachübergreifender Kompetenzen im Rahmen eines Unterrichtsprojektes in der 7. und 8. Jahrgangsstufe. Dissertation, Universität Passau.
Begutachtet durch Ludwig Bauer und Volker Ulm.
Tag der mündlichen Prüfung: 16.06.2009.



Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit soll gezeigt werden, dass und wie im Unterricht der Hauptschule aktiv-entdeckende, metakognitive Lernprozesse realisiert und dabei fachbezogene und fachübergreifende Kompetenzen gefördert werden können. Zu diesem Zweck hat die Autorin ein Unterrichtsprojekt realisiert, dokumentiert und evaluiert, das den von ihr als Klassenleiterin geführten regulären Mathematikunterricht in der 7. und 8. Jahrgangsstufe umfasst.

Das erste Kapitel befasst sich mit der Ausgangslage und der grundlegenden Intention der Arbeit.

In Kapitel zwei wird die besonders schwierige Situation an Hauptschulen dargestellt, wobei auch die Anforderungen von Seiten der Wirtschaft erläutert werden. Die Bedeutung des Faches Mathematik, die Kompetenzen und die Defizite der Lernenden werden in Kapitel drei dargestellt.

Ausgehend von einer konstruktivistischen Auffassung von Lernen befasst sich Kapitel vier mit wesentlichen Prinzipien des Mathematikunterrichts, die die Grundlage für ein aktiv-entdeckendes, metakognitives Lernen bilden.

Kapitel fünf beschäftigt sich mit dem durchgeführten Unterrichtsprojekt und seiner Evaluation. Als Datenmaterialien stehen von der Lehrperson selbst angefertigte Unterrichtsprotokolle sowie Schülerhefteinträge in Form von Lerntagebüchern zur Verfügung. Außerdem wurden von den Lernenden Aufsätze, beispielsweise zu Vorerfahrungen, zu Erfahrungen im Projekt oder zum Schreiben im Mathematikunterricht, verfasst. Ein Fragebogen zum Unterricht liefert weitere Daten. Ergebnisse der in Bayern verpflichtend durchgeführten Jahrgangsstufenarbeiten sowie der zentralen Abschlussprüfungen am Ende der Hauptschulzeit konnten in der Untersuchung Verwendung finden. Sie ermöglichen einen Blick auf die Fachkompetenz der Versuchsklasse im landesweiten Vergleich. Auf der Grundlage der Unterrichtsprotokolle wird in Kapitel sechs beschrieben, wie die Konzeption des aktiv-entdeckenden, metakognitiven Unterrichts in die Praxis umgesetzt wurde. Deshalb bietet dieses Kapitel konkrete Anregungen für die Unterrichtsgestaltung. Die Auswertung der schülerbezogenen Materialien, die in Kapitel sieben und acht dargestellt ist, ergibt ein differenziertes Bild hinsichtlich der Wirksamkeit des Unterrichts. Erkennbar ist beispielsweise, dass die Lernenden selbst neue Kenntnisse und Strategien gewinnen und ihr Wissen in Gesamtzusammenhänge einordnen. Weiterhin wird deutlich, dass sie über ihre Gedankengänge, ihre Fehler und Schwierigkeiten, aber auch über ihren Lernzuwachs schreiben. Beeindruckend ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung des selbstständigen Erkenntnisgewinns, des Nachdenkens über das eigene Lernen und in diesem Zusammenhang das Schreiben im Mathematikunterricht als positiv für ihren eigenen Lernprozess wahrnehmen und schriftlich verbalisieren. Mit Blick auf die Leistungsbewertung stehen bei den Schülern Individual- und Sachnorm im Vordergrund. Erkennbar ist weiterhin die Entwicklung hin zu einer positiven Einstellung zu Fehlern. Positive Tendenzen lassen sich bezüglich des Selbstkonzepts, der Motivation und positiver Emotionen im Mathematikunterricht nachweisen. Besonders beeindruckend war festzustellen, dass die Lernenden im Laufe des Projektes eine sehr differenzierte Sichtweise auf ihr eigenes Lernen und Unterricht entwickelten.

Die Auswertung der Daten bezüglich der Kompetenzen der Lernenden, welche in Kapitel neun ausgeführt wird, zeigt die Entwicklung von Fachkompetenzen. Dabei wird u.a. Bezug genommen auf zentrale Formen der Leistungsbewertung und die in den Bildungsstandards dargestellten allgemeinen mathematischen Kompetenzen. Mit Hilfe der Daten lässt sich auch die Entwicklung von Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz nachweisen.

In Kapitel zehn werden Fallstudien einzelner Schülerinnen und Schüler vorgestellt. Beschrieben wird anhand des vielfältigen Datenmaterials die Entwicklung einzelner Lernender von der Grundschule bis zum Ende der Hauptschulzeit, schwerpunktmäßig im Projektzeitraum, wobei durchwegs positive Entwicklungstendenzen erkennbar sind. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass aktiv-entdeckendes, metakognitives Lernen im Mathematikunterricht der Hauptschule realisierbar und in besonderem Maße der Entwicklung fachbezogener sowie fachübergreifender Kompetenzen dienlich ist. Aus der Konzeption des Unterrichts des Projektes lassen sich Anregungen für die Veränderung der Unterrichtspraxis hin zu aktiv-entdeckendem, metakognitivem Lernen ableiten.